Brakel/Horn-Bad Meinberg (red) Von chronischen Schmerzen sprechen Mediziner, wenn Schmerzen unabhängig von ihrer Entstehung eine Eigendynamik bekommen und zu einer dauerhaften, eigenständigen Erkrankung werden. Das betrifft inzwischen knapp ein Drittel aller Deutschen. Großes Interesse an der Thematik zeigte sich auch bei der Patienteninformationsveranstaltung im Haus am Kurpark in Horn-Bad Meinberg. Dorthin hatten die Schmerzmediziner Dr. Josef Nelles und Dr. Renate Reicke vom Klinikum Weser-Egge, St. Vincenz Hospital Brakel, eingeladen. 

"Häufig stehen beispielsweise Rückenleiden am Anfang, dann verselbständigt sich der Schmerz meist abhängig von anderen Stressfaktoren und der psychischen Verfassung. Es kommt zu Veränderungen im Nervensystem, eine Schmerzautobahn entwickelt sich, die wir gemeinsam mit den Patienten langsam zurückbauen müssen", erklärt Chefarzt Dr. Josef Nelles die Entstehung chronischer Schmerzen.

In seiner Klinik für Schmerzmedizin hat er mit seinem speziell ausgebildeten Team ein sogenanntes multimodales Therapiekonzept entwickelt, das sowohl körperliche als auch psychosoziale Komponenten der Erkrankung berücksichtigt. Zum Therapieprogramm gehören neben der medikamentösen Behandlung und intensiver Physiotherapie zum Beispiel auch Ostheopathie, Musiktherapie und traditionelle chinesische Verfahren wie Qi Gong und Akupunktur. Die fachübergreifende Zusammenarbeit mit den somatischen Abteilungen im Haus, wie Rheumatologie und Orthopädie, sowie auch mit der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie ist eng. 

Eine zentrale Rolle bei der Behandlung chronischer Schmerzpatienten spielen Entspannungstechniken. "Starke körperliche Anspannung ist sowohl Ursache als auch Folge chronischer Schmerzen. Diesen Kreislauf wollen wir durchbrechen", erklärte Oberärztin Dr. Renate Reicke, die sich unter anderem auf Medizinische Hypnose und Traditionelle Chinesische Medizin spezialisiert hat. Für die Besucher der Patienteninformationsveranstaltung hatte sie eine praktische Übung mitgebracht. +

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