Bad Driburg (red). Häufig wird der Vorwurf laut, Jugendliche würden kein großes Interesse am politischen Geschehen haben. Ein ganz anderes Bild zeigte sich beim Besuch des Bundestagsabgeordneten Christian Haase am vergangenen Donnerstag am Gymnasium St. Xaver.

Im Rahmen des EU-Projekttags, an dem regelmäßig Politikerinnen und Politiker an Schulen zu Gast sind, diskutierte der langjährige Abgeordnete mit Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 11. Diese hatten sich mit bemerkenswerten Fragen gut auf das Gespräch vorbereitet, sodass ein lebendiges Gespräch daraus erwachsen konnte.

Zunächst war es Christian Haase jedoch wichtig, auf die Ursprünge der Europäischen Union einzugehen. Diese lägen in der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl, die 1951 gegründet wurde und nach der Katastrophe der beiden Weltkriege eine gegenseitige Kontrolle kriegswichtiger Güter zum Ziel gehabt habe, um einen weiteren innereuropäischen Konflikt zu verhindern. Die Europäische Gemeinschaft bzw. Union, die daraus entstanden sei, sei also in erster Linie ein Friedensprojekt, aus dem nach und nach auch eine Wirtschafts- und eine Wertegemeinschaft erwachsen sei – mit Erfolg, wie der CDU-Politiker betonte: Ein Zurückdrehen in eine Zeit vor der Europäischen Union sei angesichts der Herausforderungen, die mit der Globalisierung verbunden seien, überhaupt nicht denkbar. Vielmehr brauche es einen starken Zusammenschluss, um gegenüber bevölkerungsreichen Staaten wie China oder Indien bestehen zu können.

Die anwesenden Moderatoren Anna Emmerich und Niklas Müller, die klar und kompetent durch das Gespräch führten, hakten an dieser Stelle noch einmal ein: Wie seien die Vorfälle mit Migranten an den EU-Außengrenzen zu erklären, wenn die Europäische Union doch eine Wertegemeinschaft sei, die für die Menschenrechte eintrete, wollten die beiden engagierten Elftklässler wissen. Diese Geschehnisse wollte auch Christian Haase nicht beschönigen. Vielmehr zeigte er sich von solchen Nachrichten ebenso betroffen. Entsprechend gelte es, gleiche Standards überall in der Europäischen Union einzuführen und sich für eine gerechte Verteilung aller Migranten einzusetzen, wie der Politiker herausstellte.

Auch über andere Themen wurde in dem Gespräch anregend gestritten, so u. a. über die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands, die Ausgestaltung einer sinnvollen Entwicklungspolitik, die Klimakrise und über den Handlungsbedarf bei der Überarbeitung der Sozialsysteme angesichts des demographischen Wandels. Christian Haase versuchte dabei spürbar auf die Situation der Elftklässler einzugehen, indem er ihnen u. a. vor Augen führte, welche Folgen eine weitere Verschuldung Deutschlands für diese Altersgruppe habe und wie wichtig es daher sei, nicht nur bei Themen wie der Klimakrise eine Generationengerechtigkeit herzustellen.

Zugleich machte er damit indirekt deutlich, wie entscheidend solch ein Austausch zwischen Jugendlichen und politisch Verantwortlichen ist, weil viele Themen, die im Bundestag oder im EU-Parlament verhandelt werden, erst die nächsten Generationen betreffen. Das wurde auch den anwesenden Schülerinnen und Schülern noch einmal bewusst, sodass eine Schülerin gleich beherzt nachfragte, wie sie sich denn sinnvoll einbringen könnte. Christian Haase verwies neben dem Engagement in einer politischen Partei auf Vereine und das Ehrenamt, das eine der entscheidenden Säulen in einer gelingenden Gesellschaft darstelle. Denn auch wenn vieles frustrierend sei und nicht umgesetzt werde, für das man sich einsetze, werde Deutschland „vom Nichtstun auch nicht besser“, wie der Politiker in einem abschließenden Statement betonte.

Foto: Gymnasium St. Xaver