Brakel/Bad Driburg (red). Mit dem renommierten französischen Professor Dr. Henri Noel Ménudier organisierte Pulse of Europe im Kreis Höxter eine Vortragsreihe in den Schulen der Brede, der Gesamtschule Brakel, der Gesamtschule Bad Driburg und dem Gymnasium St. Xaver in Bad Driburg. Der Germanist und Politologe, der an der Universität Sorbonne in Paris gelehrt hat, ging auf die anstehenden EU-Parlamentswahlen am 9. Juni ein und betonte die Wichtigkeit der Wahl für die Zukunft Europas. Pulse of Europe im Kreis Höxter will mit der Vortragsreihe gerade junge Menschen ab 16 Jahren, die zum ersten Mal an einer EU-Wahl teilnehmen dürfen, motivieren auch wählen zu gehen.  „Der Vortrag hat mir deutlich gemacht, wie wichtig es ist, zu wählen und mich vor allem dazu gebracht, dass ich es auch wirklich mache“ erklärt ein Schüler nach der Veranstaltung. Über vierhundert Oberstufen Schülerinnen und Schüler beschäftigten sich durch die vier Vorträge in den Schulen mit der Geschichte von Europa und der kommenden Europawahl am 09. Juni.

Ménudier skizzierte die schwierigen Anfänge und internationalen Herausforderungen der Europäischen Union im Verlauf ihrer über 70 Jahre langen Erfolgsgeschichte, die dank mutiger Visionäre wie Robert Schumann (ehem. französischer Außenminister) dem europäischen Projekt letztlich nicht schadeten, sondern immer auch Ausgangspunkt für eine noch engere Zusammenarbeit unter dem "Dach Europas" und der Solidarität zwischen den Völkern waren. Mit Begeisterung und Fachkenntnis brachte Ménudier den jungen Menschen die Vielfalt und Werte Europas näher. Ein wichtiger Motor für die Entwicklung der EU sei auch immer die Freundschaft zwischen Franzosen und Deutschen gewesen, die umso bemerkenswerter sei, wenn man sich die wechselvolle Geschichte beider Länder vor Augen führe. 

Auf die Frage nach der Zukunft Europas reagierte Ménudier mit einer positiven und negativen Einschätzung: Persönlich würde er sich eine europäische Föderation wünschen, politisch glaube er aber, dass sich auch aufgrund der aktuellen Entwicklungen und Prognosen für die Europawahl 2024 eher nationale Kräfte durchsetzen und somit ein Modell wie "Europa à la carte" ein realistischeres Szenario sein könnte. Durch einen Rückfall in den Nationalismus, der durch die extrem rechten Kräfte in den Ländern der Europäischen Union, favorisiert wird, will sich jedes Land nur das Beste aus der EU herauspicken. Ein Modell, was mit insgesamt 27 Mitgliedsländern nicht funktionieren kann.

„Wir stehen heute vor einer existentiellen Europawahl, weil, Europa steht natürlich vor großen Herausforderungen, der Aufstieg der extrem Rechten, die Inflation, die Klimakrise, der Krieg in der Ukraine, die Krise zwischen Israel und Hamas und viele andere Brennpunkte in der Welt zeigen, dass der Frieden den wir seit 80 Jahren in Westeuropa genießen, nicht für immer da ist. Westeuropa lebt also mit der längsten Friedensperiode in ihrer Geschichte und das ist heute sehr stark gefährdet“ so Ménudier.

Auch die Vertreter von Pulse of Europe appellierten an die jungen Menschen, an der EU-Wahl teilzunehmen. „Unser Motto lautet: Wähl nicht Dein Sofa – wähl Deine Werte“ so Rainer Pauli von der Bürgerbewegung Pulse of Europe. Nichts ist schlimmer bei einer demokratischen Wahl, wenn letztendlich die Gruppe der Nichtwähler über die Zukunft aller Menschen in Europa entscheidet. Eine Demokratie ist anstrengend und nur so gut, wie sich die Demokraten für sie einsetzen und engagieren. Die Zukunft Europas liegt in ihren Händen, so Pauli.  

Foto: Pulse of Europe